Der Mensch verändert die Natur stetig und gewaltig. Er baut Städte, Siedlungen und Straßen. Er rodet Wälder, betreibt Landwirtschaft. Der Mensch beeinflusst aber auch die Entwicklung der Tier – und Pflanzenwelt indem er Tiere und Pflanzen verschleppt, einführt, bekämpft, schützt, ausrottet, züchtet und sogar gentechnisch verändert. Menschen manipulieren die Natur in jeder Hinsicht und ebenso bin ich mit meinen Garnen umgegangen.
Befasst habe ich mich mit überdrehten Garnen. wobei ich immer gegen das
Aufdrehen angekämpft musste. Nach dem Prinzip – gegen die Natur. Die entstandenen Zwirne setzte ich beim Weben ein. Als Kettmaterial bekam ich von der Spinnerei Wagenfelder einen 3-fachen Wollzwirn mit starker Überdrehung in S-Richtung.
Durch verschiedene Bindungen, die ich einsetzte, gab ich den Garnen Freiräume oder schränkte sie bewusst ein. Die Balance zwischen Kett – und Schusslastigkeit musste ausgelotet werden, wobei die Flottungen, wegen der Empfindlichkeit des Gewebes, nicht zu groß werden durften, Nachdem das Gewebte aus dem Webstuhl geschnitten wurde, wässerte ich es kurz damit es sich entfalten konnte.
Merkmale meiner Stoffe ist die Dreidimensionalität, und die Elastizität, welche durch die Bewegung der überdrehten Garne entsteht. Sie weisen unterschiedliche Elastizitäten auf, teilweise einfach – oder bielastisch, je nach Bindung und Material. Die entstandenen Bezugstoffe sind dadurch nicht konventionell steif, sondern gut modellierbar auch um Rundungen.
Materialien, welche ich einsetzte können in zwei Kategorien eingeteilt werden. Auf der einen Seite, sperrende Materialien, wie Draht, Nylonmonofil oder starkes Leinen. Als Gegenspieler benutzte ich Materialien welche die Bewegungen des Überdrehens zulassen zum Beispiel feine Viskose – und Wollgarne die teilweise ebenfalls stark überdreht sind. Ein weiteres Material das ich einsetzte, ist Leder, welches ich mit dem Laserverfahren veränderte um, wie durch die Überdrehung bei den Garnen, Elastizität zu erreichen.
Farblich habe ich mich auf Schwarz – Weiss – Nuancen beschränkt, um den starken Kontrast zwischen Mensch und Natur zu veranschaulichen.
Fotografien: Armen Asratyan